Pierino Ambrosoli (1905–1975)






Leben

Im Jahr 1883 kommt Pierino Ambrosolis Großvater Pietro aus Lavena Ponte Teresa (Italien), mit seinem Sohn Domenico nach Locarno, da das Familienunternehmen den Auftrag erhalten hat, das Dach der Kirche Sant’Antonio zu sanieren. In der Folge lässt sich die ganze Familie Ambrosoli dauerhaft in Locarno nieder, wo sich später besonders Domenicos Söhne Enrico und Edoardo als Pioniere mechanischer Werkstätten beweisen, indem sie sich auf die Reparatur und den Verkauf von Nähmaschinen, Fahrrädern und später von den ersten Kraftfahrzeugen spezialisieren. Zusammen eröffnen die beiden Brüder ein Geschäft und eine Werkstatt auf der Piazza Grande, aber es ist Enrico, der Vater von Pierino Ambrosoli, der das Geschäft entwickelt und mit dem Kauf von zwei Immobilien am Ende der Piazza Grande die ersten Immobilieninvestitionen tätigt. Enrico besitzt bereits 1898 eines der ersten (wenn nicht sogar das Allererste) Fahrzeug in Locarno und ist auch der erste Tessiner Sachverständige zur Vergabe von Führerscheinen. 


Sein Sohn Pierino (geb. 1905, eingebürgert in die Schweiz im Jahr 1912) studiert nach dem Gymnasialabschluss in Locarno zunächst Sprachen in Schwyz, danach Wirtschafts- und Handelsstudium in St. Gallen und zuletzt technisches Ingenieurwesen in Mittweiden (Deutschland). Ab dem Ende der 1920er Jahre hält sich Pierino zusammen mit seinem Bruder Giannetto (1904–1983) in Paris auf, wo ihr Vater Enrico inzwischen Mitinhaber einer Autowerkstatt ist. 1929 kehren die Brüder Ambrosoli nach Locarno zurück und übernehmen von ihrem Vater die Leitung des Familienunternehmens. In den 1930er Jahren eröffnen sie auch eine Niederlassung in Zürich, die jedoch während des Krieges ihre Geschäftstätigkeit einstellt. In dieser Zeit benötigt die Schweizer Armee eine große Menge Militärfahrzeuge. Als Schweizer Generalvertreter des amerikanischen Automobilherstellers General Motors vermieten Pierino und Giannetto 60 Jeeps und mehrere Autos an die Armee, die sie am Ende des Krieges in ausgezeichnetem Zustand zurückbekommen und damit leicht an Privatpersonen weiterverkaufen können. 1946 wird in der renommierten St. Peterstraße in Zürich der neue Hauptsitz der Firma «Fratelli Ambrosoli» eingeweiht.

Der Erfolg von Pierino Ambrosoli ist daher mit einer speziellen historischen Periode verbunden, der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Ein günstiger Moment für diejenigen, die wissen wie sie die entstandenen Möglichkeiten nutzen können. Dank seines hervorragenden Unternehmergeistes erwirtschaftet Pierino ein beträchtliches Vermögen im Automobil- und Immobilienbereich.

Als in der Nachkriegszeit durch den wirtschaftlichen Aufschwung eine Diversifizierung der Investitionen notwendig ist, veranlasst Pierino einer genialen Eingebung folgend, in Hotels und Immobilien zu investieren. 1941 baut Pierino in Ascona den «Lido Kursaal», 1957 erwirbt er ein Grundstück mit einer Sandgrube auf dem Maggia-Delta in Locarno und weiht das «Camping-Delta» ein. In den Folgejahren erbaut er das «Park Hotel Delta» (1962) noch in Locarno, aber rechts vom Fluss Maggia liegend. In Ascona das «Hotel Eden Roc» (1971) und in der Via Borgo in Ascona die «Piazzetta Ambrosoli». All diese verschiedene Initiativen tragen massgeblich zur Tourismusentwicklung der Region Ascona und Locarno bei.

Seit den 1940er Jahren lebt Pierino mit seiner ersten Frau, der ehemaligen deutschen Ausdrucks-Tänzerin Sonja Bragowa und der gemeinsamen Tochter Daniela in Ascona in der Casa Abbondio, die er 1945 restauriert und in «Le Delizie» umbenennt. Später in den 1960er Jahren zieht er mit seiner zweiten Frau Tildy und Tochter Barbara in die «Villa Delta» neben dem Park Hotel Delta in Ascona. Pierino hat seine große Liebe für die Region Locarno immer deutlich gezeigt. Dies belegen bedeutende Schenkungen, wie zum Beispiel dem Spital «La Carità» in Locarno, dem Football Club Locarno, der Unione Sportiva Ascona und zahlreiche Stipendien für Gymnasiasten des berühmten Collegio Papio in Ascona.